Pressemitteilung 5. März 2015
Sie begreifen es nicht, denn sie sind arm im Geiste
Morgen ist, wie an jedem ersten Freitag im März seit Ende des 19. Jahrhunderts,
Weltgebetstag. Seit einem halben Jahrhundert wird der Gottesdienst von Frauen eines anderen Landes vorbereitet, in diesem Jahr sind es die Bahamas und der Titel lautet: "Begreift ihr meine Liebe?" mit Verweis auf Johannes 13. Wer Christen nicht traut und daher nachschlägt, findet dort:
1 Vor dem Fest aber der Ostern / da Jhesus erkennet das seine zeit komen war / das er aus dieser Welt gienge zum Vater / wie er hatte geliebet die seinen / die in der welt waren / so liebet er sie ans ende. 2 Vnd nach dem Abendessen / Da schon der Teufel hatte dem Juda Simonis Jscharioth ins Hertz gegeben / das er jn verrhiete / 3 wuste Jhesus / das jm der Vater hatte alles in seine Hende gegeben / vnd / das er von Gott komen war / vnd zu Gott gieng / 4 Stund er vom Abendmal auff / leget seine Kleider ab / vnd nam einen Schurtz / vnd vmbgurtet sich. 5 Darnach gos er Wasser in ein Becken / hub an den Jüngern die Füsse zu Wasschen / vnd trucknet sie mit dem Schurtze / damit er vmbgürtet war. 6 DA kam er zu Simon Petro. Vnd derselbige sprach zu jm / HErr / soltestu mir meine Füsse wasschen? 7 Jhesus antwortet / vnd sprach zu jm / Was ich thu / das weissestu jtzt nicht / Du wirsts aber hernach erfaren. 8 Da sprach Petrus zu jm / Nimer mehr soltu mir die Füsse wasschen. Jhesus antwortet jm / Werde ich dich nicht waschen / so hastu kein Teil mit mir. 9 Spricht zu jm Simon Petrus / HErr / nicht die Füsse alleine / sondern auch die Hende / vnd das Heubt. 10 Spricht Jhesus zu jm / Wer gewasschen ist / der darff nicht / denn die Füsse wasschen / sondern er ist gantz rein. Vnd jr seid rein / Aber nicht alle. 11 Denn er wuste seinen Verrheter wol / darumb sprach er / Jr seid nicht alle rein. 12 DA er nu jre Füsse gewasschen hatte / nam er seine Kleider / vnd satzte sich wider nider / vnd sprach aber mal zu jnen / Wisset jr / was ich euch gethan habe? 13 Jr heisset mich Meister vnd HErr / vnd saget recht dran / Denn ich bins auch. 14 So nu ich ewr HErr vnd Meister / euch die füsse gewasschen habe / So solt jr auch euch vnternander die füsse wasschen. (Joh 13:1-14 Luther 1545)
Obskure Waschrituale, auch wenn neuere Übersetzungen in Vers 12 "Begreift ihr, was ich eben getan habe?" (Gute Nachricht Bibel), "Begreift ihr, was ich an euch getan habe?" (Einheitsübersetzung) oder "Dös habtß ietz schoon verstanddn, um was s myr daa geet, older?" (De Bibl auf Bairisch) formulieren, zu "Begreift ihr meine Liebe?" umzudichten, ist doch recht gewagt, wenn auch typisch. Selbst wenn mit Biegen und Brechen Vers 1 einbezogen wird, so spricht der
Hassprediger Jesus hier doch nur ein kleines Grüppchen von einem Dutzend Personen an. Dennoch "wird [hier] für die bahamaischen Weltgebetstags-Frauen Gottes Liebe erfahrbar."
Das christliche Liebesverständnis ist ohnehin ein merkwürdiges: Allseits bekannt ist die (für einen allmächtigen Gott unnötige)
Splatterorgie, in der er seinen Sohn hinrichten ließ:
Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3:16)
Schon zuvor hatte er das beispielsweise von Abraham, wiederum mit Verweis auf die Liebe, gefordert:
Und er sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, und gehe hin in das Land Morija und opfere ihn daselbst zum Brandopfer auf einem Berge, den ich dir sagen werde. (1 Mo 22:2)
Das war aber nur ein göttlicher Streich, obschon Abraham Isaak widerspruchslos abgeschlachtet hätte (was ein bezeichnendes Bild auf die Anhänger dieses Gottes wirft), anders als bei Jeftahs Tochter – eine Geschichte, die in Kinderbibeln und im Gottesdienst seltsamerweise seltener auftaucht als die Abrahams und Isaaks:
29 Da kam der Geist des HERRN auf Jephthah, und er zog durch Gilead und Manasse und durch Mizpe, das in Gilead liegt, und von Mizpe, das in Gilead liegt auf die Kinder Ammon. 30 Und Jephthah gelobte dem HERRN ein Gelübde und sprach: Gibst du die Kinder Ammon in meine Hand: 31 was zu meiner Haustür heraus mir entgegengeht, wenn ich mit Frieden wiederkomme von den Kindern Ammon, das soll des HERRN sein, und ich will's zum Brandopfer opfern. 32 Also zog Jephthah auf die Kinder Ammon, wider sie zu streiten. Und der HERR gab sie in seine Hände. 33 Und er schlug sie von Aroer an, bis wo man kommt gen Minnith, zwanzig Städte, und bis an den Plan der Weinberge, eine sehr große Schlacht. Und wurden also die Kinder Ammon gedemütigt vor den Kindern Israel. 34 Da nun Jephthah kam gen Mizpa zu seinem Hause, siehe, da geht seine Tochter heraus ihm entgegen mit Pauken und Reigen; und sie war sein einziges Kind, und er hatte sonst keinen Sohn noch Tochter. 35 Und da er sie sah, zerriß er seine Kleider und sprach: Ach, meine Tochter, wie beugst du mich und betrübst mich! Denn ich habe meinen Mund aufgetan gegen den HERRN und kann's nicht widerrufen. 36 Sie aber sprach: Mein Vater, hast du deinen Mund aufgetan gegen den HERRN, so tue mir, wie es aus deinem Mund gegangen ist, nachdem der HERR dich gerächt hat an deinen Feinden, den Kindern Ammon. 37 Und sie sprach zu ihrem Vater: Du wollest mir das tun, daß du mir lassest zwei Monate, daß ich von hinnen hinabgehe auf die Berge und meine Jungfrauschaft beweine mit meinen Gespielen. 38 Er sprach: Gehe hin! und ließ sie zwei Monate gehen. Da ging sie hin mit ihren Gespielen und beweinte ihre Jungfrauschaft auf den Bergen. 39 Und nach zwei Monaten kam sie wieder zu ihrem Vater. Und er tat ihr, wie er gelobt hatte; und sie war nie eines Mannes schuldig geworden. Und es ward eine Gewohnheit in Israel, 40 daß die Töchter Israel jährlich hingehen, zu klagen um die Tochter Jephthahs, des Gileaditers, des Jahres vier Tage. (Richter 11:29-40)
Und dank Papst Franziskus ebenfalls auch außerhalb derer, die dem christliche Wahn anhängen, weitreichend bekannt dürfte inzwischen diese
biblische Erziehungsmethode sein:
Wer seine Rute schont, der haßt seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn bald. (Spr 13:24)
Das betrifft nur gehorsame Söhne, ungehorsame werden dagegen gesteinigt:
18 Wenn jemand einen eigenwilligen und ungehorsamen Sohn hat, der seines Vaters und seiner Mutter Stimme nicht gehorcht und, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, 19 so sollen ihn Vater und Mutter greifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Orts, 20 und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist eigenwillig und ungehorsam und gehorcht unsrer Stimme nicht und ist ein Schlemmer und ein Trunkenbold. 21 So sollen ihn steinigen alle Leute der Stadt, daß er sterbe, und sollst also das Böse von dir tun, daß es ganz Israel höre und sich fürchte. (5 Mo 21:18-21)
Soviel zur christlichen Liebe. Worum es beim Weltgebetstag tatsächlich geht, wird beim Betrachten der zugehörigen Internetpräsenz schnell klar: "Die Kollekten Ihrer Weltgebetstagsgottesdienste können Sie auf unser Kollektenkonto überweisen". Im vergangenen Jahr wurden laut Jahresbericht in Deutschland 3,2 Millionen Euro eingenommen, davon 2,7 Millionen durch Kollekten und Spenden, etwa 400000 durch Materialverkauf. In die "Projektarbeit" (also Missionierung, getarnt als "Frauenprojekte weltweit") flossen davon knapp zwei Millionen. Neben Verwaltungskosten und Werbung für den Weltgebetstag gingen Gelder u.a. in die "Schulung junger, weiblicher Führungskräfte weltweit: YWCA (Young Women’s Christian Association; dt.: Christlicher Verein Junger Frauen)".
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