Alle Jahre wieder werden Krippen aufgestellt, um die Geburt jenes Halbgotts zu symbolisieren, der - wie zahllose andere seiner Kollegen (ausgerechnet) - am 25. Dezember das Licht der Welt erblickt haben soll.
Ein bemerkenswertes Beispiel stellte die Bahnhofsmission Frankfurt auf. Fast lebensgroße Holzfiguren, geschnitzt von Schülern des polnischen "Kunst Lyzeum A. Kenara". Bemerkenswert weniger ob des künstlerischen Werts als vielmehr aufgrund der frappierenden politischen, um nicht zu sagen religions-/selbstkritischen Bezüge, die das Werk darzustellen scheint:
Auch wenn Krippen den "Stall" prinzipiell anachronistisch darstellen, wird dieser übertroffen durch den Anachronismus des hier zu sehenden Manns mit Zylinder und Gehstock, ein Klischeekapitalist, der geradewegs von der Schachtel eines Monopoly-Spiels gesprungen zu sein scheint - Kritik am Finanzgebaren der Kirchen, die durch Mord, Betrug, Erbschleicherei, Landraub, Erpressung usw. über Jahrhunderte und bis in die Gegenwart einen ungeheuren Reichtum angehäuft haben (während sie gleichzeitig nicht nur
Bettelkinder ausbeutet)?
Eine am typischen Kalotten-Mützchen ("Pileolus") unschwer als kirchlicher Würdenträger zu erkennende Figur (die große Ähnlichkeit mit Papst Wojty?a alias Johannes-Paul II aufweist), die einem Kleinkind in den Schritt fasst - brisante Anspielung auf die massenhaften sexuellen Misshandlungen von Kindern durch Kleriker samt deren Vertuschung durch höchste Kirchenkreise?
Damit nicht genug: Jesus als "Christkind" fehlt völlig - sickert da endlich die Erkenntnis durch, dass er nie wirklich existiert hat, sondern lediglich eine fiktive Gestalt ist?
Natürlich nicht.
Weder fehlen die "drei" Zauberer (die "Magoi", die im christlichen Bibelmärchen gern als "Weise" fehlübersetzt werden, da "Hexen" und "Zauberern" ja gemäß Gottes Geboten ein wenig freundliches Schicksal droht, und die in der katholischen Legendenbildung zu "drei Königen" wurden), noch die ebenso fiktiven (Leih-)Eltern des "Heilands", wobei, selbstredend, Joseph als Greis dargestellt wird (höchstwahrscheinlich um die Möglichkeit seiner biologischen Vaterschaft unglaubwürdig erscheinen zu lassen), und Maria ist auch nicht mehr die Jüngste, während die beiden, gemäß dem zwei Millennien alten Weihnachtsmärchen ja unverheiratet, gerade mal verlobt und somit nicht älter als 16 (er) respektive 14 (sie) gewesen wären nach damaligen Gepflogenheiten, heute also ideale Kandidaten für eine RTL-Dokusoap über Teenagerschwangerschaften.
Und das Holzbaby wird, das ist einem angeklebten Zettel zu entnehmen, natürlich am 24. Dezember nachgereicht. Rechtzeitig zum Geburtstag (von Sol Invictus natürlich, da es das Datum der Wintersonnenwende war, Aoin Plutonius, Mithras et. al.).
So wundert es auch nicht, dass an dem das Krippenbild ergänzenden und die Klagemauer plagiierende (christlich annektierten heidnischen) "Weihnachts(wunsch)baum" jede Menge peinlicher "Wünsche und Gebete" (so wollen es die Veranstalter) von Passanten aufgehängt wurden, Anhänger mit der Aufschrift "Schluss mit religiösem Wahn - www.antitheismus.de" aber regelmässig verschwinden. Fast könnte man vermuten, jemand wolle den Wahn nicht beenden.
Kurz: Alle Jahre wieder alles beim alten.