Am kommenden Freitag ist Weltgebetstag. Nicht ganz allgemein, aber Weltgebetstag der Frauen. An jedem ersten Freitag im März wird international dazu aufgerufen, zu beten - und, natürlich, vor allem zu spenden. Denn
Gott kann (sich) schließlich - ungeachtet seiner Allmächtigkeit - nicht (um) alles (kümmern). Daher werden Kollektengelder benötigt, die dazu verwendet werden sollen, zu helfen, so heißt es. Religiöse Propaganda zu verbreiten, heißt das im Klartext.
antitheismus.de - die Seite gegen religiösen Wahn - ruft daher auch in diesem Jahr dazu auf, zu beten. Und zwar immer dann, wenn ein Gläubiger um etwas bittet. "Kann ich das Salz haben?" - "Oh Herr, beschere diesem Deinem Anhänger Natriumchlorid im Übermaß. Amen." - "Wo geht's zum Bahnhof?" - "Vater im Himmel, weise diesem guten Menschen den rechten Weg. Amen." (Selbstverständlich, aber für Gläubige muß das wohl explizit erwähnt werden, nicht in echten Notsituationen: einem Ertrinkenden werfen wir den Rettungsring zu, statt für seine Rettung zu beten.)
Vielleicht sollten wir auch um eine etwas kritischere Berichterstattung in den Medien zum Weltgebetstag beten, eine, die nicht die Kirchenpropaganda nachbetet - wobei vorauszusehen ist, daß auch dieses Gebet nicht erfüllt wird. So wie auch unser
letztjähriger Aufruf, dafür zu beten, daß die Gläubigen weltweit endlich zur Vernunft kommen und Atheisten werden, unerhört blieb.
Interessant wäre es wohl auch, in einer katholischen Kirche den Gebetsteppich auszurollen, sich mit Weihwasser rituell zu waschen (aufgrund der üblichen bakteriellen Belastung des Weihwassers nur bei intaktem Immunsystem zu empfehlen, andernfalls könnte ein Gesundbeter benötigt werden) und die passende religiöse Gymnastik zu turnen; in einer Synagoge eine Gebetsmühle, einem Königreichssaal einen Rosenkranz zu drehen. Das könnte allerdings nach §167 StGB (Störung der Religionsausübung) strafbar sein. Immerhin wäre damit jedoch die Beterei der Konkurrenzsekten als "in grober Weise stör[end]" oder gar "beschimpfende[r] Unfug" eingeordnet - was ein nicht zu verachtendes Ergebnis wäre.
Vielleicht, nur vielleicht, begreift dann der eine oder andere: Hände, die zum Gebet gefaltet sind, helfen nicht.