Religionsunterricht an Schulen ist schlimm genug, und nun sollen religiöse Wahnvorstellungen auch noch den Biologieunterricht verseuchen, jedenfalls wenn es nach Leuten wie Hessens Kultusministerin Karin Wolff (CDU) oder dem Augsburger Bischof Walter Mixa geht, die die "biblische Schöpfungsgeschichte" [sic!] auch im Fach Biologie verankern wollen.
Nach der Wiederaufstieg des Kreationismus in den USA. - 55% der US-Amerikaner glauben der Genesis tatsächlich, zwei Drittel befürworten, ihn in der Schule als "Alternative" zur Evolution im Biologieuntericht zu lehren - schwappt die Welle kreationistischen Wahns mittlerweile nach Europa.
Schön wäre es, wenn der Grünen-Fraktionschef Tarek Al-Wazir recht hätte mit seiner Aussage: "Auf die Idee, dass religiöse Schöpfungslehre im Biologie-Unterricht etwas zu suchen hat, [...] nur George Bush, der iranische Religionsminister und Karin Wolff" kämen ("Bischof Mixa für Bibel-Kunde im Bio-Unterricht",
Spiegel online, 12. Juli 2007). Jeder, fährt er fort habe das Recht, Irrsinn zu erzählen, das Kultusministerium aber sei "ganz bestimmt nicht der richtige Arbeitsplatz" für solche Leute. Und entgegen seiner Einschränkung mach fast jeder davon Gebrauch.
Ein Hohn ist es, wenn Bischof Mixa da von "Vernunft" spricht. Wolffs Anliegen werde "der Notwendigkeit gerecht, eine Dimension des Denkens und der Vernunft wieder zurückzugewinnen, die wir in den letzten Jahrzehnten verloren haben", sagte Mixa der "Leipziger Volkszeitung"(a.a.O).
Wer einen der beiden(!) biblischen Schöpfungsmythen (die übrigens sehr unterschiedlich sind, s. Gen 1:1-2:4a vs. Gen 2:4b-25 - welcher "stimmt" denn nun?) wissenschaftlichen Erkenntnissen gleichsetzen will, muß im Biologieunterricht auch das Legeverhalten des Osterhasen behandeln. Zumindest aber bibelgemäß Hasen als Wiederkäuer, Fledermäuse als Vögel und Heuschrecken als Vierbeiner bezeichnen (alles zu finden in Lev 11).
Bemerkenswert, daß die Kreationisten ihren Versuch, Kinder in Schulen zu indoktrinieren, indem sie sie in vermeitlich wissenschaftlichen Fächern einer Gehirnwäsche unterziehen, meist auf Biologie reduzieren, auch wenn in christlichen Schulen in den USA gelegentlich chemische Reaktionen als Gottesbeweis, Beispiel für die "Wunder" der "Schöpfung" präsentiert werden.
Wie wäre es mit einem glaubenskonformen Mathematikunterricht? Laut Bibel ist die Kreiszahl pi, das Verhältnis zwischen Kreisumfang und Durchmesser nicht, wie die ungläubigen Mathematiker behaupten, 3,14159 usw., sondern exakt 3,0 (1 Kön 7:23); laut Esra 1,8-11 gilt: 30+1029+30+410+1000=5400 (laut Mathematik nur 2499). Von bekannten astronomischen Unterschieden zwischen bischöflichen Quellen und der Realität ganz zu schweigen (wenigstens verbrennen sie heute keinen mehr, der die Erde nicht im Zentrum des Universums wähnt - gelehrt werden müßte es analog zur "Schöpfungsgeschichte" aber schon).
Aber warum sich auf biblische Geschichtchen beschränken? Daß für Gewitter der blitzeschleudernde Zeus und der grollende Wotan verantwortlich sind, sollte auch einen entsprechenden Platz im Lehrplan finden.
Warum nicht in Biologie auch unterrichten, daß Enten gemäß einschlägiger Literatur - Disney-Comics - oft blaue Matrosenanzüge tragen? Eine weit realistischere Vorstellung als so manche biblische. Nur mit dem Unterschied, daß diese Comics vergleichsweise harmlos sind, während die biblische Gewaltverherrlichung inklusive Kriegshetze, Massenmordgeboten (etwa an "Hexen", Homosexuellen, "Ungehorsamen" Söhnen usw.), nicht nur, wie es gern als fadenscheinige Entschuldigung vorgeschoben wird, im Alten Testament, sondern auch in den Worten der biblischen Jesusfigur (Mt 10:34-35, Lk 22:36) und Antisemitismus eher "Mein Kampf" entspricht.
Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis moslemische Gesinnungsgenossen von Mixa und Wolff Selbstmordbombenbauanleitungen im Chemieunterricht fordern.