Gott will Dein Geld
(Pressemitteilung 4. März 2009)
Am 6. März ist
Weltgebetstag. "Lasset uns beten" bis "Amen" ("So sei es") - diese Zauberformeln verleihen sogenannten Gottesdiensten das Flair angestaubter Jahrmarktsbudenshows löffelverbiegender Magier. Es wundert, daß noch kein hostienschwingender Priester als
The Next Uri Geller aufgetreten ist, denn viel peinlicher als simpelste und durchschaubare Gedankenlese- und Kartentricks ist die Transsubstantiation, die wundersame Wandlung von getrockneter Mehlpampe und alkoholisch vergorenem Traubenssaft in Leib und Blut eines Fünfzig-Prozent-Gotts namens Jesus, die die christlichen "Mystifier" in jeder Messe vorführen, auch nicht (tatsächlich spricht vieles dafür, daß "Hokuspokus" von dem diese Wandlung einleitenden bekannten christlichen Zauberspruch "
hoc est enim corpus meum", "denn dies ist mein Leib", stammt). Dennoch - oder gerade deswegen - fallen die Massen darauf herein. Kaum einer fragt sich, was geschieht, wenn nicht nur sie, sondern auch die Fans der gegnerischen Mannschaft für den Sieg beten.
Immerhin, Beten kann die Genesung Kranker beschleunigen, darauf deuten wissenschaftliche Untersuchungen hin. Dabei ist es, wie diese Studien zeigen, gleich, ob zu einem Gott namens Jahwe oder Allah, zu Satan oder Micky Maus gebetet wird (was kein Wunder ist, da diese allesamt die wesentliche Eigenschaft gemein haben, nicht zu existieren und lediglich menschliche Phantasmagorien zu sein). Wer betet ist glücklicher - das sind Junkies, solange sie unter dem Einfluß von Drogen stehen, auch. Ist es Zufall, daß in
Weihrauch der Cannabis-Wirkstoff THC enthalten ist, und die "Arbeit" im klösterlichen Motto "
Ora et labora" ("Bete und arbeite") häufig im Bierbrauen besteht?
Dabei ist das, was die Besucher der weihnachtlichen "Christmette" oder die woodstockesken Katholikenmassen auf dem Petersplatz bei der päpstlichen Gebetsformel zum Sündenablaß "
Urbi et Orbi" und eben auch die Weltgebetstagsbetenden tun, ganz und gar unchristlich, denn laut ihrer eigenen "Heiligen Schrift" sagte Jesus "Christus":
"Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen." (Mt 6:5-7, Lut84)
Der ökumenische "Weltgebetstag der Frauen" findet jeweils am ersten Freitag im März statt. Gebetet wird, obwohl die "Gottesdienste" von Frauen gestaltet und die Männer hierbei nur mitbetende Randfiguren sind, jedoch nicht zu Artemis, Ischtar, Discordia, Maat, Bastet, Tzitzmitl, Nisaba, Kali, Freya, Malina, der Zahnfee oder Schlumpfine, sondern zu dem männlichen Christengott JHWH alias Jahwe alias Jehova. Vor allem aber nicht im stillen Kämmerlein, denn so ließe sich das eigentliche Ziel nicht erreichen: die "Kollekte", der Ablaßhandel, durch den die Gläubigen sich ihr Seelenheil erkaufen, brachte beispielsweise im vergangenen Jahr über drei Millionen Euro ein (alle bisherigen Weltgebetstagskollekten über 52 Millionen Euro). Davon wird natürlich das "Komitee" finanziert, "die Erfüllung der Aufgaben des Komitees und [...] die Arbeit der Geschäftsstelle sowie [der] Beitrag an das Internationale Weltgebetstagskomitee". Der Rest der Kollektengelder wird für "Projekte" in "Afrika, Asien, Lateinamerika, im Pazifik und in Osteuropa" verwendet, in diesem Jahr unter dem Motto "In Christus sind wir viele Glieder, aber ein Leib" vor allem in Papua-Neuguinea, u.a. über die dortige YWCA (
Young Women’s Christian Association). Projekte, "die von Frauen selbstverantwortlich durchgeführt werden, die Lebenssituation von Frauen verbessern und ihre Position in Kirche und Gesellschaft stärken". Lateinamerika: "In unserem Zentrum können wir jetzt miteinander beten, lernen und feiern." Asien: "Wir bilden mit den Mädchen eine Gemeinschaft, die mit Geduld, sehr viel Liebe und Gottes Hilfe die Heilung der Körper und Seelen bewirkt." Europa: "Wir wollten unseren lutherischen Schwestern und Brüdern aus anderen Ländern der Welt zeigen, dass es immer noch Theologinnen in Lettland gibt und dass wir keine Angst davor haben, über das Thema Frauenordination in Lettland zu diskutieren." (Alle Zitate vom deutschen Weltgebetstagskomitee.) - Sprich, der Weltgebetstag dient der christlichen Missionierung unter dem Deckmantel von Brunnenbohren und Ziegenzüchten, vielleicht nicht gar so blutig wie andere Missionsarbeit, aber nicht minder gefährlich, was die Verbreitung virulenter Meme betrifft.
Wobei sich unvoreingenommene Betrachter natürlich fragen, weshalb Christen Spendengelder sammeln müssen. Wozu braucht ein allmächtiger Gott ihr Geld? Können sie nicht einfach für ein Gedeihen der Vegetation in der Sahelzone beten (wenn ihr Gott schon nicht von allein auf die Idee kommt, es dort regnen zu lassen)?
Moslems beten gar - ohne sich am Weltgebetstag zu beteiligen - regelmäßig fünf mal am Tag. Dennoch scheinen auch viele von ihnen, so wie die Christen in Kreuzzügen, Conquista, Inquisition oder bei christlichem Völkermord beispielsweise an den Guanchen auf den Kanaren, auf Feuer und Schwert zu setzen. Dabei gibt es heutzutage doch ganz andere Mittel: Gebetsteppich, Klagemauer, Gebetsmühle und Rosenkranz im Zentrum einer Casting-Show, wie wäre das?
Aus Anlaß des diesjährigen Weltgebetstags ruft
antitheismus.de dazu auf, zu beten - zu Jehova oder irgendeinem anderen Gott. Dafür zu beten, daß die Gläubigen weltweit endlich zur Vernunft kommen und Atheisten werden. Gott, gäbe es ihn, säße in der Zwickmühle: erhörte er das Gebet nicht, zeigte er damit, daß Gebete doch nicht wirklich besser oder schlechter funktionieren als Voodoo oder Regentänze. Täte er es, hätten wir eine bessere Welt ohne Religionskriege, Kinderindoktrination, Selbstmordattentäter, Tendenzschutz, Wissenschaftsfeindlichkeit, Zeitverschwendung durch Gebete - er allerdings hätte keine Untertanen mehr.